@phdthesis{Voigtmann_Diss_2024, title = {Wie Informationsdichte Extraposition beeinflusst. Eine Korpusuntersuchung an wissenschaftlichen Texten des fr{\"u}hen Neuhochdeutschen}, author = {Sophia Voigtmann}, url = {https://publikationen.sulb.uni-saarland.de/handle/20.500.11880/37369}, doi = {https://doi.org/10.22028/D291-41751}, year = {2024}, date = {2024}, school = {Saarland University}, publisher = {Saarl{\"a}ndische Universit{\"a}ts- und Landesbibliothek}, address = {Saarbruecken, Germany}, abstract = {Die vorliegende Arbeit untersucht die Nachfeldstellung von Nominalphrasen, Pr{\"a}positionalphrasen und Relativs{\"a}tzen in wissenschaftlichen Texten des Zeitraums von 1650 bis 1900 mit einer Korpusstudie. Sie setzt Extraposition in Zusammenhang mit Verarbeitung. Dabei wird angenommen, dass das Nachfeld Vorteile f{\"u}r die Verarbeitung bietet, da hier alle notwendigen Aktanten des Satzes aufgrund der erfolgten Verarbeitung der rechten Satzklammer entweder bekannt sind oder mit (gr{\"o}{\ss}erer) Sicherheit vorhergesagt werden k{\"o}nnen. Somit ist im Nachfeld mehr kognitive Kapazit{\"a}t zur Verarbeitung lexikalischer Information frei. Um diese erwartungsbasierte Verarbeitung auch im historischen Kontext operationalisieren zu k{\"o}nnen, wird Surprisal im Sinne von Shannon (1948), Hale (2001) und Levy (2008) genutzt. Gleichzeitig ist aufgrund der bisherigen Forschung, die Extraposition vor allem mit L{\"a}nge assoziiert, auch ein ged{\"a}chtnisbasierter Verarbeitungsansatz in die Betrachtung von Extraposition eingeflossen. Au{\ss}erdem wurde untersucht, ob Extraposition von der konzeptionellen M{\"u}ndlichkeit eines Textes (vgl. Koch & {\"O}sterreicher 2007, Ortmann & Dipper 2024) beeinflusst wird. Auch Ver{\"a}nderungen innerhalb der untersuchten Periode wurden betrachtet. Daraus ergeben sich drei Hypothesen: 1) Relativs{\"a}tze und Nominal- sowie Pr{\"a}positionalphrasen mit hohen Surprisalwerten werden ausgelagert. 2a) Auslagerung wird verst{\"a}rkt in m{\"u}ndlichkeitsnahen Texten verwendet. 2b) In Texten, die m{\"u}ndlichkeitsn{\"a}her sind, ist der Einfluss von hohen Surprisalwerten gr{\"o}{\ss}er als in schriftlichkeitsnahen Texten. 3) {\"U}ber die Zeit wird der Einfluss der Informationsdichte auf Auslagerung geringer. Zur {\"U}berpr{\"u}fung dieser Hypothesen wurde ein Korpus aus medizinischen und theologischen Texten aus dem Deutschen Textarchiv (DTA, BAW 2019) gebildet. Darin wurden h{\"a}ndisch alle extraponierten Nominal- und Pr{\"a}positionalphrasen mit Gegenst{\"u}cken, sog. Minimalpaaren, sowie alle adjazenten und extraponierten Relativs{\"a}tze, die Satzklammern und gegebenenfalls Antezedenzien annotiert. Ebenso wurden die lemmabasierten Skipgramwerte pro 50-Jahresstufe {\"u}ber das Tool von Kusmirek et al. (2023) berechnet. Aus den so ermittelten Werten wurde das „durchschnittliche Surprisal“ der eingebetteten beziehungsweise extraponierten (Teil-)Konstituenten berechnet. {\"U}ber das COAST-Tool (Ortmann & Dipper 2022, 2024) wurde der Orality Score, ein automatisierter Score zur Bestimmung der M{\"u}ndlichkeitsn{\"a}he, ermittelt. Zus{\"a}tzlich wurde die L{\"a}nge f{\"u}r jede Konstituente bestimmt. Insgesamt konnte gezeigt werden, dass Surprisalwerte vor allem die Position von Nominalphrasen vorhersagen k{\"o}nnen, was mit deren vielf{\"a}ltigeren Funktionen – verglichen mit den Pr{\"a}positionalphrasen und attributiven Relativs{\"a}tzen – erkl{\"a}rt wird. Bei den beiden anderen Ph{\"a}nomenen spielt die L{\"a}nge eine gr{\"o}{\ss}ere Rolle. Des Weiteren finden sich Unterschiede zwischen den beiden Genres, die mit den Inhalten der Texte und der Schreibpraxis der jeweiligen Autorengruppen sowie Ver{\"a}nderungen in den beiden Wissenschaftsrichtungen in Zusammenhang gebracht werden. Die untersuchten theologischen Texte sind au{\ss}erdem m{\"u}ndlichkeitsn{\"a}her als die medizinischen Texte. Beide Genre werden {\"u}ber den untersuchten Zeitraum hinweg aber schriftlichkeitsn{\"a}her, was auch f{\"u}r eine Ann{\"a}herung beider Schreibstile zu sprechen scheint. Zudem kann der Zusammenhang zwischen M{\"u}ndlichkeitsn{\"a}he und Extraposition nur f{\"u}r Nominalphrasen best{\"a}tigt werden. Bei einer Zweiteilung des Korpus in m{\"u}ndlichkeitsnahe und schriftlichkeitsnahe Texte zeigt sich, dass die Surprisalwerte eher in den m{\"u}ndlichkeitsnahen Texten Extraposition erkl{\"a}ren k{\"o}nnen. Im Zusammenhang mit der dritten Hypothese wurde gezeigt, dass die Bedeutung der L{\"a}nge die der Surprisalwerte in j{\"u}ngeren Texten {\"u}bersteigt. Es wurde daf{\"u}r argumentiert, dass eine Gew{\"o}hnung an k{\"u}rzere Satzrahmen erfolgte und die Schreibpraxis der Theologen und Mediziner professioneller wird. Neben den Unterschieden zwischen den Genres und den Registern, stellt die Arbeit vor allem die Bedeutung der Satzklammer f{\"u}r die Verarbeitung in den Mittelpunkt.}, pubstate = {published}, type = {phdthesis} }