Meier, David; Andreeva, Bistra
Einflussfaktoren auf die Wahrnehmung von Prominenz im natürlichen Dialog
Elektronische Sprachsignalverarbeitung 2020, Tagungsband der 31. Konferenz , pp. 257-264, Magdeburg, 2020.
Turnbull et al. [1] stellen fest, dass sich auf die Wahrnehmung der prosodischen Prominenz von isolierten Adjektiv-Nomen-Paaren mehrere konkurrierende Faktoren auswirken, nämlich die Phonologie, der Diskurskontext und das Wissen über den Diskurs. Der vorliegende Beitrag hat das Ziel, den relativen Einfluss der evozierten Fokussierung (eng kontrastiv vs. weit kontrastiv) und der Akzentuierung (akzentuiert vs. nicht akzentuiert) auf die Wahrnehmung von Prominenz zu untersuchen und zu überprüfen, ob die in Turnbull et al. vorgestellten Konzepte in einer Umgebung reproduzierbar sind, die eher mit einem natürlichsprachlichen Dialog vergleichbar ist. Für die Studie wurden 144 realisierte Sätze eines einzelnen männlichen Sprechers so zusammengeschnitten, dass ein semantischer Kontrast entweder auf dem betreffenden Nomen oder auf dem Adjektiv entsteht. Die metrisch starken Silben des Adjektivs oder des Nomens waren entweder entsprechend der Fokusstruktur oder gegen Erwartung akzentuiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Akzentuierung einen größeren Einfluss auf die Prominenzwahrnehmung als die Fokusbedingung hat, was im Einklang mit den Ergebnissen von Turnbull et al. ist. Adjektive werden zudem konsequent als prominenter eingestuft als Nomen in vergleichbaren Kontexten. Eine Erweiterung des Diskurskontextes und der Hintergrundinformationen, die dem Versuchsteilnehmer zur Verfügung standen, haben in dem hier vorgestellten Versuchsaufbau allerdings nur vernachlässigbare Effekte.